Neubau Wildtierüberführung in Neuenkirch

In der Schweiz gibt es rund 300 Wildtierkorridore von überregionaler Bedeutung. Ein grosser Teil davon ist durch gesicherte Verkehrswege unterbrochen und verhindert die gewohnten Wanderungen der Tiere. Seit 2003 arbeitet das Bundesamt für Strassen (Astra) mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) und den Kantonen an der Sanierung dieser Wildtierkorridore.
Mit dem Bau der A2 wurde in den 1970er-Jahren auch der Wildtierkorridor bei Neuenkirch durchtrennt. Der Bau einer neuen Wildtierüberführung sorgt schon bald dafür, dass die getrennten Waldstücke wieder miteinander verbunden werden. Ab Herbst 2021, so ist die Fertigstellung der Brücke geplant, wird für die Wildtiere ein sicheres Überqueren der Autobahn möglich sein.

Brücke mit Holztragwerk

Seit Mitte März wird die Überführung im Auftrag des Astra aufgerichtet. HUSNER montiert die komplette Holzkonstruktion. 90 Brettschichtholz-Träger überspannen künftig die A2 mit je 3 Spuren in beide Fahrtrichtungen. Ein einzelner Träger ist 17.5 Meter lang, 72 Zentimeter breit und misst eine Höhe von 1.25 Meter. Er besteht aus drei einzelnen, 24 Zentimeter breiten und 10 Zentimeter überhöhten Trägern, welche in der Breite miteinander verleimt (Blockverleimung) sind. Die obersten vier Lamellen sind druckimprägniert.
Die 8 Tonnen schweren Holzträger liegen auf 180 Schwellenauflagen aus Eiche, welche auf den Flügelwänden und der Mittelwand aus Beton montiert werden. Zwischen den Trägern besteht ein Abstand von je 40 Zentimeter. Auf der einen Strassenseite ist die Brücke 50 Meter breit, gegenüber sind es 51 Meter. Daraus ergibt sich der trapezförmige Grundriss. Durch die Neigung in zwei Richtungen kann das Meteorwasser abfliessen.  
Durch die Vorfabrikation ist die Bauzeit im Vergleich zur Massivbauweise kurz und weist eine gute Ökobilanz auf, denn das verwendete Holz (Eiche, Fichte, Tanne) ist in der Schweiz gewachsen. Zudem ist die Bauweise mit Holz leicht und sehr tragfähig.

 

Minutiöse Planung und Nachtschichtarbeiten

In nur 15 Nächten richtet unsere Mannschaft die Überführung in eine Fahrtrichtung auf. Pro Nacht montieren die HUSNER-Zimmermänner bis zu 12 Holzträger mit einem Pneukran. Jedes Trägerpaar wird mit vier Gewindestangen verbunden um die notwendige Aussteifung zu erzielen. Der Verkehr wird während dieser Zeit auf der gegenüberliegenden Fahrbahn im Gegenverkehr geführt.
Parallel zur Trägermontage erfolgt mit einem Baukran die Montage der 1835m2 druckimprägnierten CLT-Platten (Brettsperrholz) auf die Träger. Vorgefertigte Holzelemente bilden die Portalwände. Sie werden an den äussersten Trägern eingehängt und befestigt. Strassenseitig erfolgt die Verkleidung mit druckimprägnierten, horizontalen Fassadenlatten aus Weisstanne. Um die Tiere beim Überqueren gegen das Scheinwerferlicht der Fahrzeuge zu schützen, werden auf der Innenseite Stahlpfosten an die Wand befestigt und dazwischen druckimprägnierte Weisstannenbretter in einer Neigung von 45° montiert.

Nur mit einem bis in Detail geplanten Zeitplan ist ein derartiges Projekt realisierbar. Die Anlieferung der Holzträger erfolgt just in time, so dass unser Nachtschichtteam den engen Terminplan einhalten kann und tagsüber die Abdichtungsarbeiten erfolgen können. Pünktlich um 21 Uhr startet die Nachtschicht und endet frühmorgens um 4 Uhr mit dem Pendelverkehr.
Naturgerecht aufgewertet wird die Brücke mit Erdreich aufgefüllt. Ein natürliches Biotop mit Regenwasser, Ast- und Steinhaufen schaffen auf der Brücke auch für Kleintiere wertvolle Lebensräume. Von Maus bis Wildschwein soll jedes Tier den Weg über die Wildtierüberführung finden.

AZ 1.4.2021

Neue Luzerner Zeitung 30.4.2021

Zofinger Tagblatt 5.5.2021

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